Die Kraft der Schwäche

Montagsgedanken auf www.lydia.net – 27. November 2017

Es lagen neun Monate gesundheitlicher Probleme hinter mir. Mein körperliches Wohlbefinden nahm zusehends ab. Meine Sporteinheiten wurden mühsamer, Arbeiten im Büro und zu Hause konnte ich nur noch mit großer Anstrengung verrichten, ehrenamtliche Tätigkeiten in der Gemeinde kosteten mich unendlich viel Kraft. Müdigkeit überkam mich ständig und überall, es wurde von Tag zu Tag schlimmer.

Es folgten Arztbesuche, Blutabnahmen, EKG, Ultraschall – ohne Ergebnis. Nach Monaten fand endlich eine Ärztin die Ursache: Autoimmunerkrankung der Schilddrüse und ein kalter Knoten im linken Schilddrüsenbereich. „Operation, am besten gleich“, meinte sie. Angst und Hilflosigkeit machten sich in mir breit. Ich, die immer Aktive und Sportliche, das Stehaufmännchen, sollte krank und nie wieder so belastbar sein, wie ich es die vergangenen 40 Jahre gewohnt gewesen war? Das kann nicht sein!, schoss es durch meinen Kopf. „Gott, du kannst mir doch nicht meine körperliche Stärke nehmen! Ich habe doch noch so viel vor. Und du brauchst mich doch für meine Familie, die Gemeinde und noch vieles mehr. Das geht doch gar nicht!“

Nachdem sich die ersten emotionalen Ausbrüche gelegt hatten, ich darüber getrauert und geweint hatte, konnte ich mich langsam sortieren und klare Gedanken fassen. Nach einem weiteren Gespräch mit der Ärztin erfuhr ich, dass sie zur OP raten würde, es aber nicht akut notwendig sei. Ich müsse selbst entscheiden, ob ich mit dem Risiko leben wolle. Im Vertrauen auf Gottes Bewahrung entschloss ich mich gegen eine Operation. Nachdem es mir durch die medikamentöse Einstellung nach einigen Wochen wieder besser ging, durfte ich erleben, wie Jesus in dieser Zeit wirkte. Rückblickend kann ich heute drei wesentliche Punkte festhalten, die Gott durch sein Wort und seinen Geist in meinem Herzen grundlegend verändert hat:
„Seid in allem dankbar; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch“ (1. Thessalonicher 5,18). Ich möchte immer und überall Gott dankbar sein. Das bedeutet nicht, dass ich für Krankheit und körperliche Einschränkungen dankbar bin, sondern trotzdem in allem dankbar bin, weil es Gottes Wille ist. Meine Dankbarkeit soll nicht von meiner Gesundheit und sonstigen äußeren Umständen abhängig sein.
„Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir“ (2. Korinther 12,9). Ich durfte erleben, wie Gott meine Schwächen gebrauchen kann, wenn ich sie ihm demütig hinlege und vor ihm kapituliere. Gott nimmt und gibt – wann und wie er will. Dankbar darf ich seinem souveränen Handeln vertrauen, mich gebrauchen und auch überraschen lassen – nämlich mit Gaben, von denen ich bisher gar nichts wusste.
„Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Ehre in Ewigkeit!“ (Römer 11,36). Gott braucht nicht mich, um seinen Plan zu erfüllen. Es geht nicht um mein Leben, meine Umstände und meine Probleme. Allein die Ehre Gottes ist das Ziel – egal, was das für mich persönlich an Unannehmlichkeiten bedeutet. Diese Erkenntnis hilft mir immer wieder, mein Leben zu justieren und demütig von Gott jeden Tag alles zu empfangen, was er mir schenken möchte und ich zu seiner Ehre einsetzen darf.

Carolin Schmitt

Schreibe einen Kommentar